Der Alpenraum zeichnet sich durch eine besondere Naturnähe und viele seltene Tier- und Pflanzenarten aus. Um diese besondere biologische Vielfalt zu erhalten wurden große Teile dem europäischen Schutzgebietssystem Natura 2000 unterstellt (Fauna- Flora-Habitat- und Vogelschutz-Richtlinie), das von den Mitgliedstaaten der Gemeinschaft schrittweise umgesetzt werden muss. Gleichzeitig wird dieser Raum von rund 120 Millionen Besuchern jährlich aufgesucht und zählt zu den wichtigsten Tourismus- und Freizeitregionen Europas. Viele Freizeit- und Sportaktivitäten können hier besonders gut ausgeübt werden. Tourismus und Erholung besitzen hier auch in wirtschaftlicher Hinsicht eine besondere Bedeutung.
Im Zusammenhang mit der Weiterentwicklung der Natura-2000-Gebiete stellt sich vielfach die Frage, wie die Bedürfnisse sensibler Arten und Lebensräume berücksichtigt werden können und die touristische Nutzung erhalten bleiben kann. Ein geeignetes Instrument hierfür ist der Managementplan, der die Bedürfnisse unterschiedlicher Nutzer- und Interessensgruppen integrieren soll. In einem gemeinsamen Planungsprozess werden angemessene Maßnahmen zum Schutz von Arten und Lebensräumen erarbeitet, die ökologische, ökonomische und soziale Interessen berücksichtigen.
Über die Notwendigkeit, die Belange von Erholung und Tourismus in die Managementplanung einzubeziehen, herrscht Einigkeit. Unsicherheiten und Forschungsdefizite bestehen vor allem in der Frage wie dies praxisnah umgesetzt werden kann. Hier gibt es viele offene Fragen: Wie können Belastungen und Störungen durch die Erholungsnutzung effizient erfasst werden? Wie können die Interessen von Besuchern berücksichtigt werden, die nur kurze Zeit im Gebiet sind? Welchen Beitrag kann der Managementplan zum Bestandsschutz von Einrichtungen und zur Planungs- und Investitionssicherheit von Betrieben leisten?
Das Projekt AlpNaTour soll Antworten auf diese und weitere Fragen liefern. Ziel des Projektes ist die Entwicklung eines Leitfadens und von Checklisten, die die Erstellung von Managementplänen in touristisch genutzten Natura-2000-Gebieten erleichtern und eine nachhaltige Entwicklung fördern. Grundlage für diesen Leitfaden bilden Erfahrungen in Testgebieten in Deutschland, Italien, Österreich und Slowenien. |